Was vor uns war

Es wäre nicht Klosterneuburger Boden, hätte es nicht bald nach der ersten Pfadfinderorganisation 1907 in England auch hier eine Pfadfindergruppe gegeben, die der legendäre Poldi Zimmermann 1913 gründete. Diese Gruppe schließt sich mit anderen zum Österreichischen Pfadfinderbund zusammen, unter der Leitung von Hauptmann Emmerich Teuber, dem allseits beliebten Papa Teuber. Leider wird deren Tätigkeit durch den Ersten Weltkrieg beendet, die Gruppe stellt im November 1914 offiziell ihre Tätigkeit ein. Erst 1919 kommt es zur Gründung einer neuen Gruppe in Weidling „Slatin Pascha“, durch Ing. Dr. Josef Miegl.
In Klosterneuburg wird ein Jahr später eine neue Gruppe ins Leben gerufen, die sich jedoch nicht lange hält und über die es auch kaum nähere Details zu berichten gibt. 1927 stellt die Gruppe Weidling eine Außenpatrulle in Klosterneuburg auf, Kornett ist Neshat Mitrowitza. Aus dieser Patrulle wird 1928 die selbständige Gruppe Klosterneuburg unter der Leitung von Toni Musina. Es gibt kein eigenes Heim, außer einer Holzhütte am Durchstich, die Zusammenkünfte erfolgen meist in Gaststätten etc. Eine Abordnung dieser Gruppe nimmt auch am Seepfadfinder- Jamboree in Ungarn (Tihany) teil. Beim Weltjamboree in Birkenhead (England 1929) sind die Klosterneuburger sehr gut vertreten. Es entsteht ein Wölflingsrudel, geführt von WM Grete Regen, spätere Frau Musina. Am 4. Weltjamboree in Gödöllő (Ungarn) nehmen wieder viele Klosterneuburger Pfadfinder teil. Ab dem Jahr 1935 sind zwei Heime der Klosterneuburger Gruppe bekannt, zuerst in der Markgasse, später in der Ottogasse, das Haus Brandner. 1936 gründet Ing. Norbert Nahrgang eine Wasserpfadfindergruppe, die sich das Heim in der Barteisbleibe mit der Gruppe Weidling teilt. 1937 schließt sich die Gruppe Klosterneuburg, die bisher Mitglied des Österreichischen Pfadfinderbundes war, dem 1926 gegründeten Pladfinderkorps St. Georg an. 1938: Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich wird jede Pfadfindertätigkeit verboten. Es gibt nur mehr die Hitlerjugend, die das gesamte Eigentum der Pfadfindergruppen übernimmt. Aus dem Zweiten Weltkrieg kehren die meisten Pfadfinder dieser ersten Gruppe nicht mehr zurück Aber die Idee einer völkerumspannenden Gruppe ist ungebrochen. Es gilt, die Herzen der Menschen wieder mit Liebe zu erfüllen.

Ing. Franz Weber, ein Mann der ersten Tage:

Als Mitbegründer der Gruppe erscheint es mir gar nicht so wichtig zu erklären, wie es dazu kam, als vielmehr, dass es damals überhaupt zur Gruppengründung kam Und dass es über die Jahrzehnte hinweg Menschen gegeben hat und heute noch gibt, welche das Wort Baden-Powells zur Freude einer gesunden Jugend weiter tragen. Irgendwie war auch unser Bemühen, aus den Irrungen des Krieges und der darauf folgenden schwierigen Jahre herauszukommen. In der Klosterneuburger Weinbauschule fand sich in meiner Klasse auch ein Bertl Fries aus Krems, ein jüngerer Pfadfinderbruder, welcher vom Jamboree Moission/Frankreich 1947 mit viel Schwung und Begeisterung heimkehrte. Begeistert von der Pfaderei war auch unser Englischprofessor Dr. Specht. Zwischen ihm und Bertl dürfte es wohl die ersten Kontakte gegeben haben. Ich habe sicher einmal erwähnt, dass ich vor 1938 meine Jugend in der St. Georgsgruppe in Pottendorf verbrachte. So kamen wir eben ins Gespräch und zur Tat einer Gruppengründung in Klosterneuburg benötigte es nicht mehr lange. Zu diesem Gespann gesellte sich noch unser Religionslehrer, Kaplan Engelbert Pardatscher, ein idealer Gottesmann mit viel Verständnis für die Jugend. Durch ihn fanden wir auch bald ein Daheim im Kuchlhof des Stiftes. Eine begeisterungsfähige Jugend war vorhanden und so entstanden unter Berti’s Führung die ersten Patrullen wie etwa Füchse, Eulen und Spechte.
Unsere Arbeit unterstützte auch bald ein tatkräftiger Aufsichtsrat. Männer wie Tauchner, Nowotny, Christi, Erietz gehören ebenfalls an die vorderste Stelle der Gruppengründung gereiht. Uniformhemden wurden zurechtgeschneidert und einheitlich grün eingefärbt und das gelbblaue Pfadfindertuch sowie der Pfadfinderhut gehörten bald zum Stadtbild des russisch besetzten Klosterneuburg. Bertl verstand es, in Spiel und Lager die Jugend zu begeistern und so machte die Gruppe gute Fortschritte Wie es weiterging ist ja aus wohl bekannt. Als Bertl 1949 die Gruppe verließ und mir die Führung anvertraut wurde, war schon eine Anzahl tüchtiger Kornetten herangewachsen, auf welche weiter aufgebaut werden konnte.
Höhepunkte unter meiner Zeit waren gewiss das Landeskorpslager in Pernitz und dann natürlich das Jamboree 1951 in Bad Ischl. In diesen Jahren waren Kurat Engelbert und besonders Dr. Specht eine große Hilfe. Es kam zur Ergänzung der Gruppe durch ein Wölflingsrudel, wobei Adelheid Specht, Herta Sühss und Charlotte Haas als erste Führungshilfe dienten. Durch meine berufliche Veränderung im Sommer 1951 an der neue Gartenbauschule in Wien/Schönbrunn hatte ich es dort neben der fachlichen Arbeit wieder mit der Jugend zu tun. Und über viele Jahre hindurch erschallten dort im Internat die Lieder, welche wir vom Ischler Jamboree heimgebracht hatten:

Bin ein Pfadfinder frei – trag die Lilie getreu
fand in manchem fremden Zelt – unseren Weg zu den Brüdern in der ganzen Welt

Es ist schön, dass der Beginn der Klosterneuburger Pfadfinderei auf so fruchtbaren Boden gefallen ist. Mögen sich in dieser Stadt auch in Zukunft immer wieder Jugendliche finden, welche die Pfadfinderbewegung mit Freude weitertragen.

Gut Pfad

Rückblick über Errichtung und Erweiterungen des Pfadfinderheimes

Über Initiative von DDr Floridus Röhrig und dem damaligen Obmann des Aufsichtsrates Bürgermeister Georg Tauchner, wurde in den Jahren 1970-1972 das Heim in vielen Arbeitsstunden von den Pfadfindern und mit Unterstützung von privater und öffentlicher Seite auf einem 3000m großen Stiftsgrund errichtet.
Die überaus günstige Lage der Liegenschaft im Zentrum von Klosterneuburg, die ebene Zufahrt, die große ebene Spielwiese und der stufenlose Zugang zum Heim ermöglichen Veranstaltungen jeglicher Art optimal.
Bedingt durch den Neuzugang von Mädchen zur Gruppe und das verstärkte Interesse der Burschen war zur Behebung der Raumnot eine Erweiterung in den Jahren 1976-1977 notwendig.
Ab dem Jahre 1978 kam die Betreuung von Kindern mit Behinderung, eine außerordentlich wichtige, für die Pfadfinder angemessene Tätigkeit hinzu. Bei den PTA funktioniert das Kommunikationsdreieck Pfadfinder-Führer-Eltern bestens. Um dieser vorbildlichen Sparte die Arbeit zu erleichtern, wurde eine Modernisierung der Sanitärräume und der Küche notwendig. Gleichzeitig sollte auch der Einbau einer Zentralheizung erfolgen, denn bei der Bedienung der vorhandenen Einzel- Ölofen ergaben sich oftmals Probleme, die zunächst zu schwarzen Händen aber auch zu schwarzen Gesichtern führten.
Die hohen Kosten für die Heranführung der Gaszuleitung verzögerten die Anschlussarbeiten. Erst die EVN hat die Anschlusskosten gewaltig reduziert.
Der Aufsichtsrat hat auf der Grundlage der abgeschlossenen Planung und nach ein gehender Überprüfung der wirtschaftlichen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen, den dringend erforderlichen Modernisierungen zugestimmt. Die Geldbeschaffungsaktion lag in den Händen unseres Kassiers Dkfm Erich Nowotny und DDr. Floridus Röhrig.
Rückschauend muss man feststellen, dass die Planung und Durchführung richtig war. Die Familien Plessl, Riedmüller, Kotrosch und Karl Baratto sowie undzähliche „Heinzelmännchen“ hben solide Arbeit geleistet. Dafür danken wir.